Mieten steigen weiter: Die fünf Hauptgründe für die Wohnungsnot in Deutschland

Die Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich weiter zu. Während die Nachfrage nach Wohnraum kontinuierlich steigt, bleibt das Angebot weit hinter den notwendigen Zahlen zurück. Dies führt zu steigenden Mieten und einer immer stärkeren Belastung für Mieter und Immobilienkäufer. Doch woran liegt es genau? In diesem Artikel beleuchten wir die fünf wichtigsten Faktoren, die die Wohnungsnot verschärfen und welche Lösungsansätze diskutiert werden.

1. Neubau bleibt weit unter dem Durchschnitt

In den 1990er Jahren wurden in Deutschland jährlich bis zu 600.000 neue Wohnungen gebaut. Diese Zahl ist seitdem stark gesunken, mit einem Tiefpunkt von nur 159.000 neuen Wohnungen im Jahr 2009. Zwar hat sich die Situation leicht verbessert, und 2023 wurden immerhin 293.000 neue Wohnungen fertiggestellt, dennoch liegt diese Zahl noch immer deutlich unter dem historischen Durchschnitt von 405.000 pro Jahr. Die Prognosen für die kommenden Jahre sind düster: Experten gehen davon aus, dass die Neubauzahlen bis 2026 auf nur noch 175.000 Wohnungen pro Jahr sinken könnten. Der steigende Bedarf kann auf diese Weise nicht gedeckt werden, wodurch sich die Wohnungsnot weiter verschärft.

2. Steigende Baukosten erschweren den Neubau

Die Baukosten sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Während ein Bauherr im Jahr 2000 noch durchschnittlich 1.233 Euro pro Quadratmeter zahlen musste, lag dieser Wert 2023 bereits bei 2.414 Euro. Das bedeutet eine Preissteigerung von fast 100 %, während die allgemeine Inflation im gleichen Zeitraum nur halb so stark angestiegen ist.

Ein Hauptgrund für diese Entwicklung sind unterbrochene Lieferketten und Materialengpässe, die sich durch die Corona-Pandemie und geopolitische Spannungen weiter verschärft haben. Von 2020 bis 2024 sind die Baupreise um 44 % gestiegen. Dadurch wird es für viele Investoren und Bauträger unattraktiv, neue Wohnungen zu bauen, da die Mieten nicht im gleichen Maße steigen und eine rentable Finanzierung oft nicht mehr möglich ist.

3. Hohe Zinsen belasten Bauherren und Käufer

Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat einen erheblichen Einfluss auf den Wohnungsmarkt. In den 2010er Jahren waren Kredite dank historisch niedriger Zinsen besonders günstig. Dies führte zu einem Bauboom, der die Zahl der fertiggestellten Wohnungen zwischen 2009 und 2020 nahezu verdoppelte. Doch mit der Zinswende 2022 änderte sich die Lage drastisch. Immobilienkredite sind nun deutlich teurer geworden, was sowohl private Bauherren als auch große Projektentwickler vor finanzielle Herausforderungen stellt.

Wer heute eine Immobilie im Wert von 500.000 Euro finanzieren möchte, muss bei einem Zinssatz von 4 % anstelle von 1 % entweder eine deutlich höhere monatliche Belastung hinnehmen oder die Kreditlaufzeit erheblich verlängern. In Kombination mit den gestiegenen Baukosten führt dies dazu, dass viele Bauprojekte gestoppt oder gar nicht erst geplant werden.

4. Bürokratie und Bauvorschriften bremsen den Wohnungsbau

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die umfassenden Bauvorschriften, die den Wohnungsbau in Deutschland verlangsamen und verteuern. Während es 1990 noch rund 5.000 Bauvorschriften gab, sind es heute über 20.000. Diese Vorgaben betreffen unter anderem Dämmung, Heizsysteme, Energieeffizienz und Barrierefreiheit. Zwar sind viele dieser Vorschriften sinnvoll, doch in ihrer Gesamtheit erhöhen sie die Baukosten und verzögern Bauprojekte erheblich.

Politisch gibt es Bestrebungen, die Bürokratie im Bauwesen abzubauen. Die CDU schlägt beispielsweise ein dreijähriges Moratorium für neue Bauvorschriften vor, während andere Parteien sich für eine stärkere Vereinfachung von Genehmigungsverfahren aussprechen. Doch konkrete Maßnahmen lassen bislang auf sich warten.

5. Fachkräftemangel verlangsamt den Wohnungsbau

Der allgemeine Fachkräftemangel in Deutschland betrifft auch die Baubranche. Die Zahl der qualifizierten Bauarbeiter und Handwerker reicht nicht aus, um den benötigten Wohnungsbau zu realisieren. Viele Fachkräfte haben die Branche aufgrund mangelnder Aufträge verlassen oder sind in andere Sektoren gewechselt. Selbst wenn die Baukosten sinken und die Zinsen günstiger werden, könnte es Jahre dauern, bis wieder genügend Fachpersonal zur Verfügung steht.

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, setzen viele Politiker auf die Erleichterung der Zuwanderung. Eine schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse könnte helfen, qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob genug Arbeitskräfte gefunden werden können, um den steigenden Bedarf langfristig zu decken.

Fazit: Was muss passieren?

Die Wohnungsnot in Deutschland ist ein vielschichtiges Problem, das nicht mit einer einzelnen Maßnahme gelöst werden kann. Es braucht ein Zusammenspiel aus niedrigeren Baukosten, stabilen Zinsen, weniger Bürokratie und mehr Fachkräften. Eine gezielte Förderung des sozialen Wohnungsbaus könnte kurzfristig helfen, während langfristige Lösungen wie eine Entschlackung der Bauvorschriften und mehr staatliche Investitionen in den Wohnungsbau notwendig sind.

Immobilienbesitzer und Investoren sollten sich auf eine weiterhin angespannte Marktlage einstellen. Wer in Neubauprojekte investieren möchte, sollte staatliche Förderprogramme und steuerliche Anreize genau prüfen. Dahrendorff Immobilien steht Ihnen als kompetenter Partner zur Seite, um die besten Strategien für den Immobilienmarkt zu entwickeln.

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